5 Fragen an: Tina Voß & Julia Wohlfeld

Wir schreiben den Oktober 1996 als Tina Voß das nach ihr benannte Personaldienstleistungsunternehmen – die Tina Voß GmbH – gründet. In einer vorwiegend männerdominierten Branche ein mutiger Schritt. Der sich gelohnt hat. Denn heute – 25 Jahre später – hat sich die Tina Voß GmbH als einer der Marktführer in Hannover etabliert und beschäftigt rund 40 interne sowie 200 externe Mitarbeiter.

Die mutige Gründerin ist inzwischen eine bekannte Größe in der Branche, die sich nicht nur auf Verbandsebene engagiert, sondern sich auch darüber hinaus in ihrem breiten Netzwerk für die Personaldienstleistung in all ihren Facetten stark macht. Damit dafür auch ausreichend Zeit bleibt, hat sie sich vor etwas mehr als zwei Jahren mit Julia Wohlfeld eine weitere Power-Frau in die Geschäftsführung geholt. Die Mittdreißigerin blickt auf mehr als 10 Jahre Betriebszugehörigkeit zur Tina Voß GmbH zurück. Sie ist sozusagen ein ‚Eigengewächs‘ und hat sich doch immer ihre ganz eigene Art bewahrt.

Warum gerade das ein unglaublicher Mehrwert für die Tina Voß GmbH ist, wie die beiden Geschäftsfrauen ihr Unternehmen in die Zukunft führen und was das mit einer „Künstlerkolonie“ zu tun hat, erklärt das ungleiche und sympathische Duo im Interview.

 

TinaVossJuliaWohlfeldGuten Tag Frau Voß, guten Tag Frau Wohlfeld. Seit etwas mehr als zwei Jahren teilen Sie beiden sich die Geschäftsführung der Tina Voß GmbH. Was zeichnet Ihr Führungsmodell aus und welche Learnings ziehen Sie aus den vergangenen Monaten?

Tina Voß: Dass das Geschäft auch ohne mich läuft (lacht). Und das meine ich genauso. Julia geht völlig anders an die Aufgaben heran als ich. Sie bringt einen neuen Spirit rein und platziert andere Themen, die ich so bisher nicht auf der Agenda hatte. Das heißt: wir ergänzen uns ganz wunderbar. Ich bringe einen breiten Erfahrungsschatz aus über 25 Jahren in der Personaldienstleistung mit; habe quasi meine eigene empirische Studie gemacht und weiß, wie unsere Kunden ticken. Gleichzeitig respektiere ich die Haltung meines Gegenübers – in diesem Fall Julias. Auch sie hat ihre Erfahrungen gemacht und unser Unternehmen beim Wachstum begleitet – und zwar auf ihre ganz eigene Art mit ihren eigenen Strukturen und Themen.

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Julia war es auch, die mich für Themen wie Gender Shift oder auch Bodyshaming sensibilisiert hat. Als Vertreterin einer „neuen“ Frauengeneration bringt sie hier noch einmal eine völlig andere Perspektive rein und das schätze ich sehr an ihr. Schließlich geht es auch um die Frage, wie wir als Unternehmen damit – aber auch mit Themen wie New Work und anderen Mega-Trends – umgehen wollen.


"Das Erfolgsrezept hinter unserer Doppelspitze: der gegenseitige Respekt vor dem Anders-Sein. Und dass wir beide kein Blatt vor den Mund nehmen. [Julia Wohlfeld]"


Julia Wohlfeld: Das Schöne daran ist, dass ich den notwendigen Freiraum und die Rückendeckung von Tina bekomme, genau diese Fragen zu stellen und Zukunftsthemen zu besetzen. Dadurch auch meinen eigenen Führungsstil zu entwickeln und gleichzeitig immer auf das Erfahrungswissen meiner Mentorin zurückgreifen kann. Das hat mir gerade in der Anfangszeit sehr geholfen, in meine neue Rolle hineinzuwachsen und diese mit Leben zu füllen. Schließlich war ich vorher selbst Teil des Teams. Zu Beginn im Operativen, später dann als Führungskraft. Wenn ich an einer Stelle einmal nicht weitergekommen bin, war Tina immer für mich da und hat meine Fragen stets mit der für sie typischen Engelsgeduld beantwortet.

Ich glaube genau darin liegt das Erfolgsrezept hinter unserer Doppelspitze: der gegenseitige Respekt vor dem Anders-Sein. Und dass wir beide kein Blatt vor den Mund nehmen. Wir wissen beide, worin unsere Stärken liegen und können ganz offen über unsere Schwächen sprechen.

Außerdem macht Tina es mir extrem leicht neben ihr an der Doppelspitze zu stehen. Vor Corona haben wir beispielsweise Veranstaltungen stets gemeinsam besucht, sodass ich als zweite Geschäftsführerin langsam in Tinas Netzwerk eingeführt wurde. Dabei ist mir aufgefallen: Tina wird als coole Person wahrgenommen – was sie ja in der Tat auch ist. Als jemand, mit dem man sich gerne unterhält. Zu dem man sich gerne dazugesellt. Eben eine in vielerlei Hinsicht gute Gesprächspartnerin, die zuhören kann und zugleich schlagfertig ist – und von deren Großzügigkeit und Weisheit ich unglaublich zehren kann.

Im Oktober dieses Jahres feiern Sie 25-jähriges Firmenjubiläum. Sicherlich hat sich in dieser Zeit vieles verändert – während einiges geblieben ist. Wenn Sie jetzt ein Resümee ziehen müssten, wie würden Sie Ihr persönliches Erfolgsrezept hinter einem Vierteljahrhundert Tina Voß GmbH beschreiben?

Tina Voß: Das ist eine spannende Frage, die wir uns in der Vergangenheit des Öfteren selbst gestellt haben. Interessanterweise gibt es für unser Unternehmen bzw. für die Struktur unserer Organisation keine Blaupause. Wir haben eher etwas von einer ‚Künstlerkolonie‘ denn von einer ‚Zeitarbeitsfabrik‘. Deshalb habe ich einen erfahrenen Systemtheoretiker vor einiger Zeit auf unser Unternehmen schauen lassen. Mich hat interessiert, warum wir als Organisation trotz all unserer Eigenarten, das heißt unserer ganz eigenen, losen Strukturen, so gut funktionieren.


"Wir haben eher etwas von einer ‚Künstlerkolonie‘ denn von einer ‚Zeitarbeitsfabrik." [Tina Voß]


Das Ergebnis ist klar und einleuchtend zugleich: wir haben unsere Organisation um unsere Mitarbeiter:innen herum aufgebaut – und nicht umgekehrt, unsere Kolleg:innen in die Organisation gepresst. Wie in jedem anderen Unternehmen auch gibt es bei uns sowohl die ‚roten Typen‘, die gerne kreativen Aufgaben nachgehen, die auch mal abseits des Tellerrands nach (Lösungs-)Wegen suchen, die innovativ denken und die mutig sind. Genauso wie die ‚blauen Typen‘, die darin aufgehen, strukturierte Tätigkeiten zu erledigen und für die ein logisch aufgebauter Prozess wichtig ist.blog_icons_interview

Wenn man darauf achtet, wer was am liebsten macht und die Aufgaben so verteilt, dass die Vorlieben der Mitarbeiter:innen berücksichtigt sind, funktioniert auch eine auf den ersten Blick als unstrukturiert wahrgenommene Organisation – eben nach ihren eigenen Regeln. Flexibilität ist wohl das Stichwort. Und eben auch die Fähigkeit, einmal getroffene Entscheidungen selbstkritisch zu hinterfragen und auch zu revidieren.

Julia Wohlfeld: Abgesehen davon verfügt Tina über eine sehr gute Menschenkenntnis und hat einen super Riecher, wenn es darum geht, ihren Mitarbeiter:innen neue und spannende Aufgabenfelder zu eröffnen. Nicht ohne Grund bin ich seit mehr als 10 Jahren im Unternehmen und habe so ziemlich jede Karrierestufe und Abteilung durchlaufen. Denn Tina hat mir immer genau die Position angeboten, die mich gereizt hat und die mich letztlich dazu bewogen hat, im Unternehmen zu bleiben.

Tina Voß: Wie beispielsweise die Mitarbeit in der Tina Voß Akademie, in der wir unser geballtes Fachwissen in Form von Vorträgen, Seminaren und Workshops bündeln. Hier bringen wir unsere Expertise in Employer Branding, Recruiting 4.0 und Personalmarketing ein und stellen unser Wissen vor allem mittelständischen Unternehmen zur Verfügung. Schließlich wissen wir als erfahrene Personaldienstleister, worauf es ankommt, wenn es darum geht, die besten Talente für ein Unternehmen zu gewinnen und zu binden.

Das Führungsmodell „Doppelspitze“ scheitert oft daran, dass wichtige Erfolgsfaktoren vernachlässigt werden oder dass die Rollenverteilung nicht klar genug definiert ist. Wie tragen Sie dafür Sorge, dass Sie in Ihrem Führungstandem auch weiterhin auf Erfolgskurs bleiben?

Julia Wohlfeld: So unterschiedlich Tina und ich in manchen Bereichen auch sind, so ähnlich sind wir uns im Kern: in unseren Stärken und Schwächen. Die zentrale Frage ist also, wie wir uns sinnvoll ergänzen können. Und nachgelagert: welches Ziel wir mit der Doppelspitze verfolgen.


"Für eine erfolgreiche Zukunftsstrategie braucht es beides: den Blick fürs große Ganze und die Liebe fürs Detail." [Julia Wohlfeld]


Tina ist eine Netzwerkerin. Eine, die immer draußen ist. Die den Markt kontinuierlich beobachtet, genau zuhört und Trends aufspürt. Meine Aufgabe besteht dann darin, Tinas Ideen einem Realitätscheck zu unterziehen. Also auch kritisch zu fragen, ob die Idee überhaupt zu uns als Unternehmen passt. Und nicht zuletzt zu prüfen, ob und wie wir ihre Idee umsetzen können. Ich bin aufgrund meiner vorherigen Positionen im Unternehmen sehr nah dran an den Kolleg:innen im operativen Tagesgeschäft. Das heißt, ich kann die interne Gemengelage gut einschätzen und gegenüber Tina vertreten. Für eine erfolgreiche Zukunftsstrategie braucht es eben beides: den Blick fürs große Ganze und die Liebe fürs Detail. Insofern funktionieren wir als Doppelspitze richtig gut!

Tina Voß: Ich bin der festen Überzeugung, dass Julia den Job einmal viel besser machen wird als ich. Sonst hätte ich sie ja nicht zu mir in die Geschäftsführung geholt. Ich habe ihr Potential schon recht früh erahnt. Denn Julia hat von Anfang an kein Problem damit gehabt, mir zu widersprechen. Das klingt jetzt vielleicht etwas komisch, aber ich erwarte in der Tat von meinen Leuten, dass sie mir offen sagen, wenn ich mit einer Idee geradewegs am Ziel vorbeilaufe. Obwohl ich wahrlich keinen autoritären Führungsstil an den Tag lege, war und ist Julia einer der wenigen Ausnahmen im Unternehmen, die genau das macht. Und so können wir auch heute noch – im Tandem – ganz wunderbar diskutieren und uns fachlich streiten.

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Julia Wohlfeld: Wer heutzutage Führungskraft sein will, sollte damit umgehen können, dass auch andere Teammitglieder bessere Ideen haben oder die klügeren Fragen stellen. Wer dazu nicht in der Lage ist, ist aus meiner Sicht niemand, der die Zukunft eines Unternehmens gut gestalten kann.

Die Corona-Krise wird in der öffentlichen Berichterstattung häufig als „Brandbeschleuniger der Digitalisierung und Automatisierung“ bezeichnet. Wie gehen Sie in Ihrem Unternehmen mit dem Aufkommen neuer Technologien um – und welche digitalen Tools erleichtern Ihnen schon heute Ihren Arbeitsalltag?

Tina Voß: Wir arbeiten schon lange mit Kollaborationstools, digitaler Personalakte, digitale Bewerberverwaltung und auch mit VoIP. Der Trend zum Homeoffice hat mit Corona einen Schub bekommen. Da wären wir sonst nicht so mutig gewesen. Aber nun mussten wir das testen und werden das abgespeckt auch in Zukunft beibehalten. Klappt es nicht, steuern wir nach.

Julia Wohlfeld: Die vergangenen Monate waren für uns alle eine Lernkurve. Inzwischen sind Mischungen aus realen Treffen und Team-Meetings das neue Normal. Wo es sinnvoll ist, digitalisieren wir stetig weiter.

Wir leben im Hier und Jetzt, aber die Zukunft steht vor der Tür. Wie würden Sie die „Personaldienstleistung“ der Zukunft beschreiben?

Julia Wohlfeld: Personaldienstleister können der Weg- und Karrierebegleiter für Firmen wie auch für Talente sein. Egal, ob es Zeitarbeit, Vermittlung, Coaching oder Seminare sind. Beim Thema „Personal“ sind wir die Profis. Das können vor allem Mittelständler bei ihrer Personalsuche als externes Fachwissen nutzen.

Zur Person

Tina Voß startete ihre Karriere in der Personaldienstleistung mit Anfang 20, als sie im Anschluss an ihre Ausbildung zur Industriekauffrau und Weiterbildung zur Betriebswirtin mit Schwerpunkt „Finanz- und Investitionsrechnung“ eine Führungsposition als Personaldisponentin in einem Zeitarbeitsunternehmen antrat. Wenige Jahre später gründete sie ihr eigenes Unternehmen: die Tina Voß GmbH. Ein in der Region Hannover fest verankertes Personaldienstleistungsunternehmen, das sie bis heute als Geschäftsführerin leitet.

Sie ist nicht nur Unternehmerin und Geschäftsfrau, sondern seit 2017 auch mit dem Amt der Honorarkonsulin des Königreichs Norwegen betraut. Darüber hinaus ist Tina Voß für ihre engagierte Verbandstätigkeit bekannt. Sie ist Vorstandsmitglied und Mitglied der Tarifkommission des BAP (Bundesarbeitgeberverband Personaldienstleister) und Vorstandmitglied des Allgemeinen Arbeitgeberverbandes (AGV) sowie IndustrieClub Hannover und Kuratoriumsvorsitzende der MHHplus-Stiftung.blog_icons_interview

Gemeinsam mit Julia Wohlfeld leitet sie zudem die Tina Voß Akademie mit den Schwerpunkten Personalmarketing, Employer Branding und Recruiting 4.0.

Julia Wohlfeld ist seit mehr als 10 Jahren fester Bestandteil der Tina Voß GmbH und hat im Laufe dieser Zeit diverse Abteilungen durchlaufen. Die studierte Betriebswirtin mit Schwerpunkt Medienmanagement, Entrepreneurship & Marketing verantwortete von 2016 bis 2019 den Vertrieb und das Marketing der Tina Voß GmbH. Seit vergangenem Jahr leitet sie gemeinsam mit Tina Voß das Unternehmen als Doppelspitze.

 

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tina-voss@tina-voss.de
julia-wohlfeld@tina-voss.de

Web: www.tina-voss.com

 

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